F⋅I⋅LZ
manifest
FILZ (die Filmische Initiative Leipzig) entsprang dem Rundgangsprojekt KI/NO, welches 2012 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst stattgefunden hatte und wurde im selben Jahr von vier leipziger Cineasten und Kunststudenten, welche sich als Gruppe dem heterogenen Feld des Videos/Filmes widmet und sich mit den künstlerischen Produktionsbedingungen dieser auseinandersetzt, gegründet.
Die Frage nach der Relation zwischen auf massenmedialer Wirkung hin produziertem Video/Film einerseits und künstlerischer Anwendung dieser Medien andererseits, ob weiterhin diesbezüglich eine Untersuchung einer etwaigen Trennlinie beziehungsweise vielmehr einer Schnittmenge dieser Pole anzustellen sei, ist dabei ein zentrales Anliegen der Initiative.
Von einer solchen konkreten Fragestellung ausgehend, sieht FILZ die Notwendigkeit weitere Aspekte des Gefüges Film—Kunst zu beleuchten: jene, über eine formelle Fragestellung hinaus gehenden und vielmehr solche, die Produktions— und Rezipierprozesse der Medien Video und Film selbst betreffend. Weiterhin muss von dieser Warte aus ein medienreflexiver Diskurs kritisch eingeleitet werden, zumal der technologische Fortschritt zu einer Wahrnehmungsveränderung aller maschinell erzeugten Bilder und speziell jener mittels des Filmes erzeugten (der Übergang vom photographischen Standbild zur projizierten animierten Bildfolge) und weiterhin in diesem benützten Bilder (strukturelle Übertragungen/Codierungen von Inhalten, z.B. Sprachbildern, Traumbildern etc. mittels Schnitt, Montage und Ton) geführt hat.
Die Filmgeschichte zeigte, daß es mehrfach Abweichungen vom etablierten und konventionellen storytelling gegeben hatte: Exkurse jenseits des bloß mittels Film wiedergegebenen Theaters, wobei selbst diese neue Formen des filmischen Erzählens eine dennoch konzeptionelle Herangehensweisen wählten, wie es beispielsweise Protagonisten des Essayfilms taten.
Eine zentrale Frage stellt sich für FILZ dahingehend, ob es sinnvoll und notwendig ist im zeitgenössischen Filmbereich eine klar definierte und durchgängige Trennlinie zwischen kommerziellem Unterhaltungsfilm und Kunstfilm als gesetzt zu sehen; weiterhin ob sich nicht auch alternative Methoden — entgegen den etablierten Strukturen des mainstream—geprägten storytellings — zur Vermittlung eines Inhalts bewähren können? Dem gegenüber stellt sich die Frage nach der künstlerischen Notwendigkeit, von gängigen, gar etablierten Erzählstrategien in aller Konsequenz abzuweichen und die Relevanz der dadurch provozierten Stimuli.
Ließe sich die Odyssee eines ambitionierten Filmemachers allein gemäß kommerzieller Werturteile und Konventionen hinterfragen oder bliebe dem Künstler als Autor (s)eines Videos/Films dennoch die Möglichkeit im Strom der zeitgenössischen Video—/Filmproduktionen wahrgenommen zu werden ohne sich dafür am tradierten Schema des larger-than-life—Konzeptes messen zu müssen?
FILZ, Leipzig, März 2012
(Text von Emerson Culurgioni und Gottfried Binder)